Hallo Miteinand’
Jeder Motor verbraucht Öl. Die Abdichtung des Brennraums erfolgt zwischen Zylinder und Kolben nicht durch die Paarung Kolbenring/Zylinder sonder durch den Ölfilm zwischen Kolbenring und Zylinder. Dadurch wird immer etwas Öl in den Brennraum geschleppt und verbrannt. Beim einen mehr, beim anderen weniger
Wie ihr wisst wird ein Zylinder gehont und nicht geschliffen. Beim Honen wird durch die sich kreuzenden Bearbeitungsbahnen eine Textur in der Oberfläche der Zylinderwand erzeugt. So entstehen Schmiertaschen, die verhindern, dass die Kolbenringe das Öl vollständig abstreifen.
Würde man den Zylinder ausschleifen, könnte man ihn fühlbar und sichtbar (spiegeln) „glatter“ machen. Dadurch würden die Kolbenringe das Öl aber vollständig abstreifen, der Ölfilm würde abreissen, punktuelle Kaltverschweißungen, … fortschreitender Verschleiß … Kolbenfresser.
Ich wage mal zu behaupten, dass die Zylinderwände eines Verbrennungsmotors zu den am besten erforschten Oberflächen in der Technik gehören
Ein minimaler Ölverbrauch ist also immer gegeben. Manchmal kann das auch eine ganze Menge sein: bis zu 0,5l /1000km. Problematisch wird es erst, wenn der Motor bisher nix (zumindest nicht messbar) verbraucht hat und dann urplötzlich anfängt deutlich mehr Öl zu verbrauchen. Meistens handelt es sich dabei jedoch um einen Messfehler.
Von einer einzigen Messung, lieber Andre, würde ich mich nicht verrückt machen lassen. Beobachte das ganze mal über ein paar hundert Kilometer.
Oft wird der Ölverbrauch auch „kompensiert“ bzw. es kommt zu einer wundersamen Ölvermehrung. Das geht so:
Der Ölfilm an der Zylinderwand kommt ja immer in Kontakt mit dem Benzin im Brennraum. Besonders problematisch ist das beim Kaltstart, wenn das Benzin an der Zylinderwand kondensiert. Wird also viel Kurzstrecke gefahren, dann wird jede Menge Benzin ins Öl eingeschleppt. Das ist einer von vielen Gründen, warum bei Kurzstreckenbetrieb die Serviceintervalle verkürzt werden müssen.
Wird der Motor richtig warm und bleibt auch längere Zeit auf Betriebstemperatur, dann dampft das Benzin wieder aus dem Öl aus und auf einmal hat man einen riiiesen Ölverbrauch.
Ich konnte dieses Phänomen erst letztes Wochenende wieder live beobachten: Habe meine 600er Bandit nach über einem Jahr Standzeit wieder fit gemacht, davor viel in der Stadt gefahren. Ölstand war auf max, das Öl sah durchs Schauglas aber schon sehr schlecht und dünnflüssig aus. Da ich an Ort und stelle keinen Ölwechsel machen konnte, musste ich erst woanders hinfahren. Auf dieser 220km langen Fahrt habe ich ca. 200ml „Öl“ verbraucht. Danach sah das Öl wieder super aus. Habs natürlich trotzdem gewechselt, nach einem Jahr …
Dann gibt’s natürlich noch weitere Phänomene:
Eine wundersame Ölvermehrung kann auch eintreten, wenn man den Benzinhahn beim Abstellen des Moppeds nicht schließt und das Schwimmerkammerventil nicht richtig dichtet. Dann wird der Zylinder mit flüssigem Benzin geflutet, dass dann natürlich ins Öl läuft.
Und dann kann natürlich das passieren, was Floduro weiter oben beschreibt. Aber dazu müsste man ja schon fast abseits von befestigten Wegen fahren, und wer macht das schon?
Gruß
Theo