He, tolles Thema, da will ich auch meinen Senf dazugeben
Zum Flicken:
Pluhi hat geschrieben:
stelle anrauhen, kleber drauf und dann der flicken drauf und je nach kleber 2-5 minuten ziehen lassen.
Du meinst es bestimmt richtig, ist aber missverständlich formuliert:
erst den Kleber (=Vulkanisierungsmittel) ziehen lassen (Lösungsmittel verdunsten lassen),
dann den Flicken drauf. Die Vulkanisierungspaste sollte oberflächlich trocken sein, bevor der Flicken aufgebracht wird.
Pluhi hat geschrieben:
eigentlich ohne darauf druck zu geben
Das ist wie im echten Leben: ohne Druck geht garnix! Am besten mit dem Daumen von innen zum Rand hin auf dem Flicken reiben. Alternativ kann man auch auf dem Flicken rumbeissen, habe ich in Mali gesehen, funktioniert bestens
Wichtig: den Flicken nach erfolgreicher Aufbringung gründlich
mit Talkum abreiben. Besonders wichtig ist das, wenn man schnell und mit wenig Luftdruck unterwegs ist, z.B. im Sand. Grundsätzlich sollte man den Reifen innen talkumieren. Beim Walken im Sand entsteht geradezu unheimlich viel Abrieb.
Was Grundsätzliches zum Flicken:Gut gemacht hält so ein Flicken viele Tausend Kilometer unter härtesten Wüstenbedingungen, keine Frage, davon konnte ich mich selbst überzeugen. Hier zu Hause würde ich mir allerdings einen neuen Schlauch besorgen, die 10 Euro wären mir das Risiko nicht wert, dass der Flicken bei 130 auf der Autobahn plötzlich doch keine Lust mehr hat. Wer nur im Gelände unterwegs ist, bei dem ist das natürlich was anderes.
roland.k hat geschrieben:
Hab eben einen neuen Satz Michelin S12 mit neuen verstärkten Schläuchen montiert und dabei den vorderen Schlauch beschädigt.
Noch besser als Flicken ist natürlich, Löcher im Schlauch zu vermeiden
Man erhält oft den Tipp, den Schlauch bei der Montage etwas aufzupumpen. Meiner Meinung nach richtig, allerdings sollte das ohne eingeschraubtes Ventil passieren. Es geht ja nur drum, dass der Schlauch nicht mehr aneinander klebt. Ist das Ventil ausgeschraubt, lässt sich der Schlauch viel leichter ein und ausfädeln, weil er nachgeben kann. Ein verstärkter Schlauch nimmt, wenn er frei atmen kann und nicht mehr zusammenklebt sowieso seine natürliche Form ein.
Wichtig sind auch die richtigen Montierhebel. Ich verwende die kurzen von Metzeler. Das mit der kleineren Spitze ist so geschickt geformt, das spürt man sofort, wenn man damit den Schlauch zwickt.
Zur Reifenmontage:Der Tipp von Willy ist gold wert: beide Flanken nach außen über die Felge hebeln. Danke noch mal Willy, hast mir viel Arbeit und vermackte Felgen erspart!
Zum Ventileinfädeln:Wenn nur der Schlauch getauscht werden soll, nimmt man ja nicht den ganzen Reifen ab, sondern nur eine Flanke. ich mach das mit dem Ventil genau so wie Kochi. Nochmal etwas ausführlicher beschrieben, weil das Ventileinfädeln wohl oft für abgescheuerte Hände sorgt
- eine Reifenflanke ist abgehebelt (logisch)
- unter die Flanke, die noch in der Felge ist, stecke ich am Ventil ein Montiereisen und hake es an der Bremscheibe/Speichen/Kettenrad ein
- jetzt lege ich den Reifen auf das Montiereisen. Dadurch wird die eine Reifenflanke vom Ventilloch abgehalten
- jetzt kniee ich mich so hin, dass mir das Ventilloch gegenüber ist, so kann man am besten arbeiten
- jetzt wäre es ganz gut, wenn jemand die obere Reifenflanke mit den Händen etwas abhebt (ohne das eingeklemmte Montiereisen, müsste ich beim Ventileinfädeln jetzt mit der unteren Reifenflanke kämpfen, die noch in der Felge ist). Wenn man alleine ist, kann man auch irgendwas links und rechts vom Ventil zwischen Reifen und Felge klemmen.
Pluhi hat geschrieben:
Achso, wenns schwer geht etwas Gleitmittel zum heben benutzen oder Spüli (Fit, Palmolive oder weiß der Teufel was man sonst noch so zum Abwasch verwendet)
Bitte nur flüchtiges "Gleitgel" verwenden, also solches, dass sich nach dem trocknen verflüchtigt.
Kein Fett! Am besten ist Seifenwasser, also Spüli mit Wasser (1:1), weil es von selbst dahin läuft, wo es soll. Das kann man auch schon beim Runterhebeln verwenden, einfach ein bisschen zwischen Felgenhorn und Reifenflanke gießen, dann den Reifen ins Tiefbett treten, etc.
Viel Erfolg und Gruß
Theo