Staubteufelchen hat geschrieben:
@Knacker: Es gab doch mal einen Rallye-Klasse "Silhouette" oder so ähnlich, wonach die Optik mit Serienmodellen übereinstimmen sollte, die Technik aber abweichen durfte. In diesem Sinne könnte ein Verbrenner mit E-Motor-Otik doch wieder sinnvoll erscheinen...
Zuzutrauen wäre es irgendwelchen Marken-Strategen. Aber ist es wirklich sinnvoll?
Meine Meinung: Etwas, das schön ist, muss nicht verkleidet werden.
Lange bevor es "Designer" als Berufsbezeichung gab, haben die Hersteller von Motorrädern (und anderen Verkaufsgütern) darauf geachtet, ausgewogene und schöne Produkte anzubieten. Speziell bei Motorrädern wurden die Motoren als Herz des Produkts nicht nur technisch, sondern auch visuell gestaltet. Das war zu einer Zeit, als noch nicht die "Höchstleistung" das Kredo und Verkaufsargument war. Da musste nichts verkleidet werden, ganz im Gegenteil, man war stolz auf das Erscheinungsbild der Technik.
Speziell bei heutigen Elektromotorrädern ist es natürlich sehr schwer, das "Herz" interessant zu gestalten, eine Batterie (genauer ein Akku) ist eben ein rechteckiger Plastikklotz. Es wirkt extra peinlich, wenn der Hersteller das Motorrad mit E-Antrieb genauso gestaltet wie ein Verbrennerfahrzeug, aber dann notdürftig den Akku mit irgendeiner Plastikblende mit angedeuteten Kühlrippen verkleidet.
Eines der ersten Motorräder mit E-Antrieb, das konsequent neu und abweichend vom Erscheinungsbild der Verbrenner gestaltet wurde, ist das Modell "Kalk" des Herstellers Cake.
https://ridecake.com/en-US/p/kalkHätte ich gerne.
Aber zurück zur Rallye:
Bei YouTube findet man ein ca. 45 minütiges Video über die Entwicklung des bei der Dakar eingesetzten BMW "Mini". Das Rallye-Fahrzeug soll visuell auf den Mini Countryman verweisen und die Idee von BMW war wohl, dass man für den Countryman neue Kunden finden könnte, wenn das Rallyefahrzeug erfolgreich wäre. In dem Bericht sieht man, dass eine 100%ige Neuentwicklung mit Gitterrohrrahmen aus hochfesten Stählen realisiert wurde, um die eine Carbon-Hülle geschraubt wird, die an die Form des Countryman erinnert. Man könnte die Plastikhülle auch beliebig als Hamburger oder Hundekothaufen gestalten - damit will ich sagen, dass man über die selbe Technik eine Hülle für jeden anderen Fahrzeughersteller montieren könnte, also der Kern der Marke nicht das Fahrzeug ansich ist, sondern ein paar beliebig wählbare Designattribute und das BMW-Logo. Also der "Silhouette"-Gedanke. In dem Rallye Auto findet man vermutlich nicht ein einziges Teil vom Mini.
Herr Sven Quandt (richtig, aus der BMW Familie), Chef des X-raid Teams, das den Rallye Mini entwickelt und gebaut hat, behauptet in dem Film, dass man ca. 500.000 - 700.000 Euro in die Fahrzeugentwicklung gesteckt hätte - die Angabe halte ich für lächerlich untertrieben! Für so ein Projekt muss man sicher etliche Millionen Euro in die Hand nehmen. Und man kann vermuten, dass das Engagement des BMW-Konzerns sich auch auf die Preise der Standard-Fahrzeuge auswirkt. Auch das Marketing- und Werbe-Budget muss mit dem Verkauf von Autos und Motorrädern erwirtschaftet werden.
Das ist unter anderem der Grund, warum ich die heutigen Rallyes nichtmehr so interessant finde. Es ist eine millionenschwere Markenschlacht der größten Hersteller - hat mit dem Ur-Gedanken der Paris-Dakar in Afrika nichtsmehr gemeinsam. Immernoch beindruckende Leistung der Fahrer und sensationell schöne Natur, aber eben eine Marketing-Schlacht, keine Rallye von Enthusiasten.
VG
Knacker