Stimmt ja, dieses Forum gibt auch noch. Ok, deshalb ein kleiner Reisebericht abseits der Heimseite
Go east(er) old man.
Da der Bericht des Wetters am Mittelmeer nicht so tolle Aussichten bescherte, wurden kurzfristig die hochdruckigen östlichen Gefilde angesteuert, sozusagen als VorderHaustürlosfahrer.
Der Weg war das Ziel, nordöstliche Umkehrpunkt das Riesengebirge. Ab Lohmar wurde die nächsten 2200 km keine Autobahn mehr angesehen, sondern möglichst gradlining gen Prag gedüst, durch den windigen Westerwald, das hundbegrabene hessische Hügelland, die feine Rhön bis ins Fichtelgebirge, wo mir der erste Schnee begegnete. Untergekommen bin ich bei einem günstigen Italiener mit angeschlossener Pizzeria.
Nicht mehr weit und der ehemals eiserne Vorhang wurde abgehangen und musste der freien Fahrt für freie Bürger weichen. Eine halbe Stunde Qual durch neue Schnellstrassenbaustellen entschädigte bald mit beschwingten Wedeln durch die Ausläufer des tschechischen Pedants zum Fichtelgebirge, nur alles einsamer, schmaler und schlaglöchliger. Bis Prag werden die Hügel kleiner, aber solange man sich von den schmalen Schnellstrassen, in Etwa der ehemaligen Autoput, fernhält, kann man auf zwei Rädern einen Menge Spaß haben.
Nicht vergessen, Prag ist eine Millionenstadt und die üblichen Vorstädte verströmen nicht gerade den erwarteten Charme der Moldaumetropole aus. Aber das ändert sich, falls man das Zentrum gefunden hat.
Relaxen an der Moldau
Gar nicht so leicht zu Ostern ein preiswertes Zimmer in Prag zu bekommen, komisch aber auch. Aber nach der ein oder anderen Enttäuschung, "Ach, das ist der Stundenpreis"
, wurde doch noch eine Bleibe gefunden. Und durch die kleinen Ausgaben für Piva und die restlichen Nahrung wird die Reisekasse doch nicht arg gebeutelt.
Erwartungsgemäß waren beim Sightseeing Himmel und Menschen unterwegs, erstaunlicherweise reichlich Italiener, also doch wie am Mittelmeer. Naturalmente darf der Filius sich auf meinem Moped fotografieren lassen.
Es folgen ein paar optische Eindrücke.
Musike auf der Karlsbrücke
Schwere Last
Hunde antatschen soll Glück bringen, na dann.
Rushour auf der Moldau
(Ess)kultur?
Adequates Gefährt
Die frühen Folgen von zu viel Counterstrike.
Alles im grünen Bereich, Mädels?
Über den Dächern von Niz...., äh Prag.
Am Kafka Museum verpissen sich die Tschechen.
Altlasten
Fazit. Prag ist eine Reise wert und sieht mich in ruhigeren Zeiten garantiert wieder.
Damit nicht der falsche Eindruck von Urlaub entsteht, wird sich am nächsten Morgen nordwärts Richtung Riesengebirge aufgemacht. Motorradtechnisch nicht so der Bringer, so etwa der Kölner Norden, nur etwas hügeliger. Das ändert sich aber, sobald man die Ausläufer des Riesen erreicht. Weiße Kuppen grüßen und in Schindler Mühle wird noch kräftig auf ein oder zwei Brettern gerutscht. In früheren Zeiten wurde hier noch feiner Geländespocht betrieben, heute nicht mehr, da Nationalpark. Dafür aber halt reichlich Skizirkus mit Schneemobilen etc., nun ja. Darum darf, wer bis zum Kamm fahren möchte, eine kleine Maut entrichten, ist ok.
Skispocht möglich, Motospocht weniger.
Mein Schneeköppchen
Meiner Tourenplanung standen dann zwei Dinge im Wege.
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Aber auch kein Beinbruch, Dank altmodischer Papierkarten und GeePeeEss wurde umgeplant und änderte sich die Hauptrichtung in West. Was nun folgte, zauberte dem geneigten Motorzweiradler ein andauerndes Grinsen auf die Lippen. Durchs Riesengebirge, mit einen kleinen Ausflug nach Polen, Traumsträßchen bis zum kleinen, aber feinen Zittauer Gebirge.
Sandsteinige Pause
Dicke Dinger
Und weiter auf kleinen, geflickten Asphalt durch die Böhmische Schweiz.
Schluchtenflitzer
Entlang der Labe, anderswo auch Elbe genannt, wird der xte Grenzwechsel vollzogen und durch einsamste tschechische Wegelchen das Erzgebirge angesteuert. Mit schwindenden Licht und Spritvorräten wird Altenberg erreicht und dieses unscheinbaren Haus angesteuert.
Wer gerne in einem Holzschnitzmuseum nächtigt und unter ca. 300 Kaffekannen frühstückt, dem sei es wärmstens ans Herz gelegt.
Schöne Grüße
Neee, das ist weder der neue Motorradfahrergruß noch ein tschechisches Strickkondom, sondern der verarztete Mittelfinger des Susitreibers. Der freundliche Doktore in Altenberg hatte mich um reichlich Eiter erleichtert, der sich in den letzten Tagen vorne am Finger verlustiert hatte. Einfingerbremsen macht nicht wirklich Spaß.
Mit leicht verzögerten Start wird wieder gegrenzt und das Erzgebirge kurzfristig verlassen
aber bald wieder eingedeutscht und durchquert. Über die Traumstraßen des Vogtlandes
wird der Thüringer Wald erreicht, dieser durchquert, geröhnt und der perfekte Fahrtag in Zella beendet. Zella liegt im Schwalm-Eder Kreis, reisen bildet.
Am nächsten Morgen wird sich auf leeren Sträßchen durchs Sauerland geschwungen, quasi zu Hause.
Mit Autopilot durch Bergische Land findet dann dieser East(er) Ausflug auch sein Ende. War scheen, damit wäre aber mein Straßenausflugssoll für dieses Jahr erfüllt.
Ich Danke für ihre Aufmerksamkeit.
Und wer es wirklich wissen will, die Route als GPS Track und für Google Earth:
Go_east